Das EU-Projekt GREEN Home im Gespräch

In dieser Ausgabe spricht Thomas Rolf Hermes von FRANK über die Dekarbonisierung im WEG-Bereich. Er hofft, dass die im Projekt GREEN Home erarbeiteten Lösungen zu einer schnelleren CO2-Reduzierung beitragen als in der Vergangenheit. Um diesen Prozess zu fördern und in Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) das Bewusstsein für energetische Sanierungen zu erhöhen, ist GREEN Home sehr hilfreich, meint Hermes. Besonders wichtig ist für den Geschäftsführer des ECO-Bereichs von FRANK die ganzheitliche Aufklärung der WEG.

Welche Herusforderungen sehen Sie bei der Sanierung von WEG?

Ein zentrales Problem ist der Mangel an ganzheitlichen Informationen. Oft wird nur ein Teilaspekt betrachtet, wodurch der umfassende Überblick fehlt: Wo steht die Immobilie aktuell? Was sind die nächsten Schritte? Diese Unklarheit führt häufig zu einer ablehnenden Haltung gegenüber Sanierungen und kostet viel Zeit und Energie. Ein weiterer Punkt ist die Entscheidungsfindung, die in einer WEG oft besonders komplex und umfangreich ist. In Kombination mit dem fehlenden Gesamtüberblick erschwert dies den Prozess erheblich. Hinzu kommt das Thema Finanzierung. Einerseits mangelt es oft an den nötigen finanziellen Mitteln, andererseits erfordert die Finanzierung spezifisches Know-how. Fehlt dieses Wissen, scheitern viele Vorhaben bereits an diesem Punkt.

Welche Fortschritte wurden in Ihrer Hausverwaltung durch das Projekt GREEN Home gemacht?

Wir sind mit unserem ECO-Bereich Partner des Projekts GREEN Home. Der ECO-Bereich bietet bereits umfassende Lösungen für energetische und ganzheitliche Beratungen an. Unsere Verwaltung hat eine sehr gute Erfolgsquote: Überall dort, wo wir ein ganzheitliches Konzept erstellt haben, wurden wir auch mit der Umsetzung der Maßnahmen beauftragt – selbst, wenn diese mit hohen Kosten verbunden waren. Immer mehr WEG erkennen mittlerweile, dass das Zögern bei Sanierungsmaßnahmen letztlich nur zu höheren Kosten führt, da viele Gebäude bereits in einem entsprechenden Zustand sind. Wenn man die Folgekosten berücksichtigt, die durch gesetzliche Vorgaben wie die CO2-Bepreisung oder ESG-Standards entstehen, wird klar, dass Sanierungsmaßnahmen besser früher als später durchgeführt werden sollten. Für energetisch schlechtere Immobilien werden Kredite in Zukunft teurer oder gar nicht mehr gewährt. Mit einer fundierten Aufklärung kommen immer mehr Eigentümer zu der Einsicht, dass energetische Sanierungen trotz anfänglicher Bedenken notwendig sind. Umso wichtiger ist es, das erlangte Wissen zu teilen, damit nicht jeder Fehler erneut gemacht wird. Solche Fehler hemmen den Fortschritt der Dekarbonisierung und schaffen Negativbeispiele, die bereits kritische Eigentümer in ihrer Zurückhaltung bestärken. Je mehr Eigentümer von positiven Beispielen hören, desto häufiger werden solche Maßnahmen in WEG realisiert. Hier wirkt GREEN Home positiv als Multiplikator.

Welche Meilensteine stehen in der Zukunft noch an?

Wir verstehen uns als “Total”-Planer – von der Idee bis zur Schlüsselübergabe. Unser Ziel ist es, vor allem für WEG, den Prozess der Entscheidungsfindung zu beschleunigen, indem wir als Generalübernehmer auftreten. Das heißt, wir planen und bauen aus einer Hand, sodass mit einem Konzept gleichzeitig ein komplettes Angebot für die Umsetzung der Maßnahme erstellt wird – ein “Total-One-Stop-Shop” sozusagen.

Wie nehmen WEG durch das Projekt das Angebot an?

Unser jetziges Produkt wird derzeit sehr gut angenommen. Wir erhalten fast Woche eine Anfrage von einer WEG, was unsere Kapazitäten nahezu an ihre Grenzen bringt. Das ist ein sehr positiver Aspekt. Wir sind der Überzeugung und haben auch die Erfahrung gemacht, dass eine umfassende Aufklärung in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung ist und die Durchlaufzeit solcher Projekte positiv beeinflusst. Von der ersten Anfrage bis zur Beauftragung eines ganzheitlichen Konzepts und der anschließenden Entscheidung vergehen mittlerweile weniger als zwölf Monate. Für eine WEG ist das eine bemerkenswert schnelle Umsetzungszeit. Die größte Herausforderung liegt nach wie vor im Bereich der Finanzierung. Hier wurden durch GREEN Home verschiedene Ansätze entwickelt, allerdings gibt es noch keine ganz konkreten Lösungen. Daher würde ich es sehr begrüßen, wenn bei einer möglichen Projektverlängerung das Thema Finanzierung intensiver behandelt wird, wie zum Beispiel entsprechende Bundesbürgschaften für WEG oder WEG-Darlehen.

Was ist Ihr Fazit des Projektes?

Das Projekt bietet hervorragende Möglichkeiten zur Vernetzung – gerade bei Herausforderungen wie der Dekarbonisierung sind starke Netzwerke unerlässlich. Der Austausch von Erfahrungen, das Lernen aus Fehlern und das kontinuierliche Streben nach Verbesserungen sind entscheidende Aspekte. Bei einer Fortsetzung des Projekts halte ich es für wichtig, mehr politische Entscheidungsträger in das Projekt und den Dialog einzubeziehen. Falls das Projekt nicht weitergeführt wird, könnten die Ergebnisse dennoch auf die Planerseite übertragen werden. Die Planung für WEG unterscheidet sich nämlich deutlich von anderen Projekten und Zielgruppen. Zwar sind die technischen Aspekte, wie etwa die Sanierung eines Dachs, gleich, aber die Prozesse – beispielsweise die Beschlussfassung – sind anders und erfordern längere Zeithorizonte. Ein Planer muss bei WEG-Projekten ganzheitlicher vorgehen und eng mit anderen Akteuren zusammenarbeiten, wenn nicht alle Dienstleistungen aus einer Hand angeboten werden können. Das Projekt könnte also auch darauf abzielen, Planer besser für die energetische Sanierung von WEG zu qualifizieren.

Thomas Rolf Hermes ist Geschäftsführer des ECO-Bereichs (Frank ECOzwei GmbH) bei Frank. Seit mittlerweile 16 Jahren befasst sich der Universalpartner mit dem Thema der energetischen Sanierung. Als Partner des VDIV Deutschland und der DENEFF unterstützt das Unternehmen Verwaltungen bei der Dekarbonisierung ihrer zu verwaltenden Immobilien.

Frank ECOzwei GmbH
Gründungsjahr: 2008
Sitz: Kiel (bald Hamburg)
Mitarbeiteranzahl: 60
Zahl betreuter WEG: 2 in der Umsetzung, 2 in der Detailplanung und 3 in der Konzepterstellung (plus weitere Immobilienakteure)

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